Nachdem der große Triumph im letzten Jahr beim „Finale dahoam“ noch nicht gelingen wollte und man sich mit dem dritten Platz begnügen musste sollte in diesem Jahr ein noch besseres Ergebnis draufgesetzt werden. Die Fußballer des FC Bayern hatten es ja vorgemacht, wie man eine schmerzliche Niederlage zu Hause im nächsten Jahr vergoldet.
Als Favorit nach Köln zur DM gefahren, mit immerhin 5 EM-Gewinnern aus diesem Jahr, war der Druck auf die jungen Grizzlies von Anfang an hoch. Nachdem dieses Jahr 9 Mannschaften an der DM teilnahmen, sah der Spielplan drei Dreiergruppen und eine Zwischenrunde vor. Die drei Gruppensieger spielten dabei untereinander die Setzliste für das Halbfinale aus, während die Gruppenzweiten untereinander den vierten Halbfinalplatz ausmachen sollte. Das Ziel war klar: die Gruppe gewinnen und am ersten Tag möglichst wenig Pitcher verbrauchen, die dann am Finaltag nicht mehr zur Verfügung stehen würden, also nicht mehr als fünf gegnerische Schlagmänner gepitcht haben.
Im ersten Spiel der Vorrundengruppe A ging es dann auch gleich richtig zur Sache. Die Mainz Athletics forderten uns ordentlich und gingen mit einem weiten Homerun in Führung. Die sollte nicht lange halten, nachdem die Grizzlies selbst mit einer starken two-out Rally und 2 Homeruns von Vincent Schertel und Raphael Acbas zurückkamen. Am Ende stand ein verdienter 12:3 Sieg.
Das zweite Spiel direkt im Anschluss gegen die Main Taunus Red Wings konnte schon den Gruppensieg und die direkte Qualifikation für das Halbfinale bedeuten. Auch hier gelang eine starke Leistung gegen einen guten Pitcher und die Grizzlies behielten mit 8:2 souverän die Oberhand.
Die Zwischenrunde konnte also entspannt angegangen werden. Dabei kamen vor allem die Spieler zum Einsatz, die noch nicht so viel Spielzeit hatten. Als Pitcher kamen Benno Naujokat, Lukas Schober und Sophie Stampfl zum Einsatz. Eine verschmerzbare Niederlage gegen den Gastgeber aus Köln wurde mit einem Sieg gegen die Untouchables aus Paderborn wieder wett gemacht. alle machten ihre Sache richtig gut, allen voran Laurin Pagany als Pitcher. Schöne Hits von Ismael Özdemir und Sophie Stampfl und weitere gute At Bats von Oliver Chacon Lopez, Mathias Brouillaud und Theo Schlüter waren der Lohn für viele Stunden in Batting Cages, an der Schlagmaschine und im Hallentraining. Damit stand auch fest, dass es am Finaltag zuerst gegen eben jene Paderborner um den Finaleinzug gehen sollte. Vorher stand aber noch ein gemeinsames Abendessen in einem, wie könnte es beim Baseball anders sein, American Diner auf dem Programm, ehe alle erschöpft und zufrieden ins Bett fielen. Tag eins war ein voller Erfolg: mit starken Leistungen die Konkurrenz beeindruckt, direkt für das Halbfinale qualifiziert und, was am wichtigsten ist, alle Top Pitcher für den Finaltag verfügbar gehalten.
Bei herrlichem Wetter ging es dann um 11 Uhr los, Vincent Schertel bekam den Ball als starting Pitcher und ließ gegen die Mannschaft von DBA Coach Heiko Schuhmacher nichts anbrennen. Viele Strikes und kontrolliertes Pitching hielten die Paderborner vom Scoreboard fern. Die Belohnung: ein complete game shut out von Vincent. Wenn doch mal ein Batter die Base erreichte, hielt die Defense dicht und ließ keine Runs zu. Die Offense machte den Gegnern das Leben schwer und profitierte von Unsicherheiten des Paderborner Pitchers, der viele Walks abgab, was die schon fast traditionelle 2 Out Rally der Grizzlies befeuerte. Am Ende stand damit ein ungefährdeter 10:0 Sieg, der Finaleinzug und somit bereits das beste Ergebnis für die Grizzlies bei einer Schüler DM aller Zeiten. Bisher standen zwei dritte Plätze zu Buche, bei denen auch bereits viele der diesjährigen Protagonisten an Bord waren, aber in Köln sollte jetzt endlich der Titel her.
Im sehnsüchtig erwarteten Finale gab es ein Widersehen mit den ersten Gruppengegner, Südwest-Meister Mainz Athletics. Auf dem Mound standen sich die beiden Europameister Tizian Sulilatu und Mona Brauch, die als einziges Mädchen hochverdient den Baseball EM-Kader geknackt hatte, gegenüber. Die Grizzlies waren gewarnt, hatten die Mainzer bereits im ersten Spiel eine gute Leistung gezeigt, die das Ergebnis nicht ganz widerspiegelte.
Tatsächlich wurde es ein hartes Stück Arbeit und ein hochklassiges Spiel, das lange Zeit vom Pitching und der Defense dominiert wurde. Im dritten Inning gelang den Mainzern die umjubelte Führung, als eben jene Mona Brauch, nach starkem Pitching auch noch einen Ball über den Zaun schlug. Das 1:0 sollte allerdings nicht lange halten, da die Grizzlies Bats nach diesem Weckruf auch plötzlich wieder hellwach waren.
Der Nummer neun Hitter Laurin Pagany erarbeitet sich einen Walk. Ein Diving Catch gegen Lukas Schober vom starken Centerfielder Noah Brown verhinderte an dieser Stelle noch schlimmeres. Warum Noah völlig zu Recht als MVP des Turniers ausgezeichnet wurde, zeigte er beim nächsten Play, als Laurin, der durch einen wild Pitch aufs zweite Base vorgerückt war, durch ein Double von Tizian den sicheren Run machen sollte. Ein millimetergenauer Wurf vom Outfield Zaun in den Catcherhandschuh führte aber zum unglaublichen Aus an der Homeplate. Der Wendepunkt des Spiels war nochmal aufgeschoben. Das war definitiv das Play des Turniers, das sollte sich unbedingt jeder auf unserem Youtube Kanal ansehen, wir haben die Streams der Cardinals dort verlinkt. Aber wie es bei der DBA so schön heißt: „Immer weiter, immer weiter“. Das haben unsere Jungs einfach verinnerlicht und schüttelten sich nur einmal kurz durch. Ein Single von Vincent brachte Tizi auf die drei und ein passed Ball den ersehnten Ausgleich. Ein Walk für Raphael Acbas und ein hartes Single von Kilian Sulilatu brachten Runners auf alle drei Bases. Wie schon im ersten Spiel hielten die Grizzlies auch mit 2 Aus den Druck hoch und ein clutch RBI Single up the middle von Ben Schlöffel brachte die Bären in Führung. Da wollte sein Zwillingsbruder Luis, der als nächster schlug nicht nachstehen und tat es seinem Bruder gleich, ein Hit am second Baseman vorbei brachte die nächsten beiden Runs nach Hause. Die Mainzer Defense war zum ersten Mal geknackt.
In der oberen Hälfte des vierten Innings verkürzten die Athletics um einen Run, aber die Grizzlies waren jetzt voll da. Der konstant hohe Druck führte letztlich doch zu der einen oder anderen Unsicherheit in der Mainzer Defense. Wieder zog Laurin einen lead off Walk, Lukas legte mit einem Single nach und ein wild pitch brachte die Runner auf zwei und drei. Tizi kam mit einem Walk auf Base bei keinem Aus. Vincent holte sich mit einem schönen Hit zwei RBI, was schon eine kleine Vorentscheidung bedeutete, da damit die Pitcherin ebenfalls ihr Limit erreicht hatte und ein Wechsel auf dem Mount nötig wurde. Der neue Pitcher war dann besser schlagbar und Kilian brachte mit einem schönen Hit den nächsten Run heim. Erneut war es Ben Schlöffel, der mit einem weiten ground rule Double zwei weitere Runs verbuchte. Luis machte den Schlöffel-Finaltag mit einem weiteren RBI perfekt. Beim Stand von 10:2 war für die Mainzer nur noch Schadensbegrenzung angesagt.
Im fünften Inning kam Kilian Sulilatu als Reliever für seinen Bruder rein und beendete das Spiel routiniert zum gefeierten Sieg und der ersten deutschen Baseball-Meisterschaft der Grizzlies überhaupt! Der Rest war Jubel und die obligatorischen Wasserduschen für Spieler und Coaches.
Dem Druck standgehalten, der Favoritenrolle gerecht geworden und letztlich souveräner deutscher Meister, dies alles bei bestem Baseballwetter, perfekter Organisation, auf drei guten Plätzen und unter den Augen des Bundestrainers, der sich sicher schon den einen oder anderen Namen notiert hat. Was will man mehr?
Mit etwas Wehmut sahen die 2012er Spieler nach der Siegerehrung auf eine großartige und erfolgreiche Livepitch Zeit zurück. Im letzten Spiel dieser Altersklasse das Finale um die deutsche Meisterschaft zu gewinnen, das größte was es in dieser Altersklasse im Baseball-Clubsport gibt, ist aber sicher der bestmögliche Abschluss. Es war für die Coaches ein wilder Ritt und eine großartige Bestätigung der tausenden Stunden (wir haben nachgerechnet!) in Cages und Bullpens über die letzten sieben Jahre, die wir die Kids seit dem T-Ball Alter trainieren durften. Wir sind stolz auf das gesamte Team und glücklich, dass sich die viele Arbeit endlich auch mit dem Titel ausgezahlt hat. Und wer sagt denn, dass es mit diesen Jungs nicht in der Jugend ähnlich erfolgreich weitergehen kann?
Fotos: Hendrik Kenkel